Herr Moschkowski ich habe eine
große Bitte.
Können Sie mir Auskunft über den Aspergillose
geben?
Frage: Was sagt mir der Wert 8,0. Ich weiß, daß es Grenz-
werte bis 1,5 gibt. Es wurde bei meinem Vogel ein Wert von 8,0 festgestellt durch Blutanalyse.
Stellt dieser Wert eine Aussage über den Pilzbefall in der Lunge dar,
oder kann es auch sein, daß der Vogel trotzdem ohne Schwierigkeiten mit
diesem Wert weiterleben kann.
Medikament Nizoral gegen Pilzbefall und Leberschutz-Komplex-N muß ich
jeden Tag für einen Zeitraum von 30 Tagen geben.
Danke im vorraus
Heike S.
Antwort: Frau S., um Ihnen erschöpfend Auskunft geben zu können,
benötige ich noch einige Angaben von Ihnen. Die Normwerte für Blutbestandteile sind
von Papageienart zu Papageienart verschieden. Außerdem ergibt die blutche-
mische Untersuchung der Aspergillose verschiedene Veränderungen
des Blutbildes und verschiedener Enzyme.
Geben Sie mir bitte Auskunft über die Papageienart, und der Art des oder
der bestimmten Werte des Blutbildes. Wurden noch andere Diagnosemöglichkeiten
genutzt, wie Röntgenbilder, Endoskopie u.a., die sicher Pilzbefall direkt in der Lunge
darstellen?
Die alleinige Blutuntersuchung ist relativ unspezifisch. Geben Sie mir
bitte noch ein paar Informationen, je mehr ich über das Tier und den
Verlauf der Krankheit weiß, desto mehr kann ich Ihnen mitteilen.
Mit freundlichen Grüßen
M.Moschkowski
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Aspergillose in der Lunge eines
Graupapageien, Grocott-Färbung mikroskopisches Bild
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Aspergillusbefall
Mittelbeo-Röntgenbild, linker
Lungenbereich verdichtet
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Hallo Herr
Moschkowski, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Hier einige Details.
Paco - eine Blaustirnamazone - bekam ich mit 14 Wochen am 30.09.00, aus
einer deutschen Nachzucht. Als der Vogel nach drei Tagen seine ersten
Flugrunden drehte, waren Pfeifgeräusche und ein "Klacken" während
der Atmung zu hören. Aus Unwissenheit habe ich "Fachleute"
diesbe- züglich befragt, die mir antworteten, daß sich bei jungen Vögeln
die Lunge erst ausbilden müssen.
Nach weiteren Wochen kamen Geräusche, wie
durch Schleimbildung verursacht (verschnupft), aber ohne niesen hinzu.
Bei einer anschließend aufgesuchten Klinik wurde Paco röntgenologisch
untersucht und es wurde eine Blutabnahme durchgeführt.
Das Röntgenbild wies, laut Aussage des
Arztes, auf deutliche Spuren von Pilzbefall hin. Die Blutanalyse nach
einer Woche ergab den Wert 8,0 ohne andere Angaben.
Seit dem 10.11.00 nimmt Paco auf ärztlichen Rat täglich Nizoral, sowie
ein Leberschutzpräparat zu sich.
Bis vor zwei Tagen war er munter und verspielt, jetzt lässt er sich hängen,
spielt und spricht nicht mehr.
Bianca, Venezuelaamazone, Henne, ca. 4Jahre alt, ebenfalls Nachzucht, habe
ich seit September 2000.
Der Vogel hat zeitweise laute Atemgeräusche (ohne Pfeifen oder "klacken"),
auch bei Ruhephasen. Eine gleiche Untersuchung ergab einen Wert im Blut
von 11,0 , jedoch ohne deutlichem Nachweis auf dem Röntgenbild.
Nach manchen ausgiebigen Flügen, ist aber keine unnatürliche Atmung
festzustellen. Paco und Bianca wurden immer getrennt auf zwei Hausetagen gehalten. Da
Bianca aber noch mit zwei anderen Papageien in einem Zimmer ist, habe ich Angst wegen einer Ansteckung, obwohl sie mit keinem anderen Vogel näheren
Kontakt hat (schnäbeln, füttern).
Noch eine Frage: Kann man eine Aussage machen wie lange der
Pilzbefall schon mindestens im Körper sein muss, um einen Wert im Blut von 8,0 bzw. 11,0
zu erreichen?
Vielen Dank für Ihr Bemühen,
Heike S.
Antwort: Hallo Frau S.,
vielleicht erst einmal grundsätzlich etwas zur Aspergillose. Sie brauchen
keine Angst vor einer Ansteckung von Vogel zu Vogel zu haben.
Aspergillussporen befinden sich normal in der Luft, unter bestimmten
Bedingungen, z.B. feuchtes, warmes Klima, verschimmeltes Futter etc.
reichern sich die Sporen natürlich an. Das alles führt aber nicht zu
einer Erkrankung der Tiere, es müssen erst einmal Faktoren vorhanden
sein, die den Vogel schwächen, so daß die eigene Abwehr ein Anwachsen
der Pilze, z.B. in den Luftsäcken, zuläßt.
Wie ich Ihren Worten entnehme, kam Paco
schon mit deutlichen Symptomen zu Ihnen. Die Diagnose Röntgenbild und
Blutwerte (was auch immer bestimmt wurde) zusammen ist schon recht
aufschlußreich, besonders das Röntgenbild.
Zu den Blutwerten ist zu sagen, daß sie für
sich allein zur Diagnose "Aspergillose" zu wenig genau sind. Es
gibt zwar Normwerte, die schwanken aber auch und bei verschiedenen
Erkrankungen sind die Werte verändert. Ich gebe Ihnen mal ein paar
Normwerte für Amazonen, wovon einer wahrschein- lich der von Ihnen gesuchte ist.
Z.B. Leukocyten (weiße Blutkörperchen)
4-8 (G/l), die sind bei bestimmten Erkrankungen erhöht.
Serumenzyme, die unter anderem bei Erhöhung auf Organschäden
hindeuten.z.B. ALT 6,8-11,4.
Die alleinige Betrachtung dieser
sogenannten Blutwerte reicht meines Erachtens für eine sichere Diagnose
"Aspergillose" nicht aus. Ihre andere Amazone müßte sicher
noch genauer untersucht werden, vor allem aber muß genau beobachtet
werden, ob sich das klinische Bild verschlechtert
(Atemgeräusche etc.)
Da die Medikamente zur
Aspergillosebehandlung relativ schlecht verträglich sind und auch keine
100%ige Sicherheit der Heilung gegeben ist, muß die Diagnose schon sicher
sein. In fortgeschrittenen Stadien ist eine Heilung meist nicht mehr möglich.
Bei Lungenbefall kann zusätzlich Enilconazol (Imaverol) vernebelt werden,
die Konzentration direkt in den Luftsäcken ist wesentlich höher.
Alternativ zum Nizoral gibt es ein relativ gut Aspergillus-wirksames
Medikament aus der Humanmedizin, Itraconazol/Jansen 10 mg/Kg 2xtäglich
oral, welches wahrscheinlich auch besser leberverträglich ist.
Wichtig als Prophylaxe ist auch eine
vitaminreiche Kost, frische Luft und Sonne.
Kurz noch zu Ihrer letzten Frage. Bei
akuten Infektionen sind die sogenannten Blutwerte meist deutlich erhöht,
bei chronischen Infektionen oft unauffällig. Deshalb noch einmal, die
alleinige Bestimmung eines allgemeinen Blutwertes hat keine hohe
Aussagekraft, wichtig ist auch immer zu wissen, was bestimmt wurde.
Mit freundlichen Grüßen
M. Moschkowski
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